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Ein Tag in Hann. Münden

Was, bitteschön, ist denn hier los? Staunend stehe ich in der Fußgängerzone von Hann. Münden und drehe mich im Kreis. Was ich sehe sind Fachwerkhäuser rund um mich herum, eines älter und schöner als das andere. Und ich frage mich: Wo soll ich eigentlich zuerst hinschauen?

Aber immer schön der Reihe nach. Der Ort Hann. Münden liegt rund 20 Kilometer nord-östlich von der documenta-Stadt Kassel und ca. 80 Kilometer südlich der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Einigen ist Hann. Münden auch bekannt als der Ort, an dem aus den Flüssen Fulda und Werra die Weser entsteht.

„Wo Werra sich und Fulda küssen
Sie ihre Namen büssen müssen...“


So beginnt die Inschrift auf dem “Weserstein“, der am Zusammenfluss von Fulda und Werra aufgestellt ist. Diese Lage hat dem Ort auch den Beinamen „Dreiflüssestadt“ eingebracht. Hier habe ich mich für knapp eine Woche einquartiert, um von hier aus einige Tagestouren mit dem Motorrad durch das Weserbergland zu machen.


Eine öffentliche Stadtführung
Aber natürlich habe ich auch einen Tag für Hann. Münden selbst eingeplant. Und dieser Tag beginnt heute Morgen um kurz nach zehn Uhr im historischen Rathaus. Hier befindet sich die Touristeninformation und ab hier startet in den Sommermonaten täglich um 10:30 Uhr eine Stadtführung. Diese Führung ist für Einzelpersonen und Kleingruppen gedacht und muss nicht vorher reserviert werden. Somit ist sie ideal für Reisende wie mich, die recht spontan etwas über die Stadt und ihre Geschichte erfahren möchten. Während diesem gut einstündigem Rundgang bleiben wir allerdings ausschließlich in der Nähe des Rathauses mit seinem Marktplatz. Wir laufen sozusagen einmal um den Block und beziehen dabei einen kleinen Teil der Fußgängerzone sowie die Kirche St. Blasius mit ein.

Der Marktplatz mit dem Rathaus
Der Marktplatz mit dem Rathaus

Eingangstür desRathauses
Eingangstür des Rathauses

Glockenspiel über der Eingangstür mit Dr. Eisenbarth
Glockenspiel über der Eingangstür mit Dr. Eisenbarth

Am Ende der Führung habe ich einiges zu der Geschichte der Stadt erfahren, weiß wieso sie „Hann. Münden“ heißt und kenne auch die Problematik, ein Fachwerkhaus zu renovieren. Außerdem weiß ich nun, was es mit dem berühmten und in einem Lied besungenen Doktor Eisenbarth auf sich hat, denn der hat hier in Hann. Münden seine letzten Lebensjahre verbracht.

Als Einstieg in den Tag war das alles recht interessant. Mit einem großen „Dankeschön“ verabschiede ich mich von unserer Stadtführerin und mache mich nun auf den Weg, um die Stadt auf eigener Faust zu erkunden.


Die Kirche St. Blasius
Gerade eben habe ich beim Stadtrundgang das imposante Kirchengebäude von St. Blasius noch von außen bewundert, nun gehe ich natürlich auch hinein. In dieser dreischiffigen, gotischen Hallenkirche gibt es einiges zu entdecken. Gleich links steht ein Bronze-Taufbecken, dass aus dem Jahr 1392 stammt. Der Hochaltar ist sogar noch ca. 50 Jahre älter. Auch der mittelalterliche Flügelaltar und mehrere Fresken sind sehenswert, genauso wie die Orgel, deren ca. 1645 gefertigtes Gehäuse noch erhalten ist.

Heute ist die evangelisch-lutherische Kirche der Mittelpunkt der historischen Altstadt und überragt mit ihrem 58 Meter hohen Turm alle anderen Gebäude der Stadt.

Kirche St. Blasius
Kirche St. Blasius

Orgel in der Kirche St. Blasius
Orgel in der Kirche St. Blasius

Hochaltar in der Kirche St. Blasius
Hochaltar in der Kirche St. Blasius

Taufbecken in der Kirche St. Blasius
Taufbecken in der Kirche St. Blasius

Seitenschiff mit Fenster in der Kirche St. Blasius
Seitenschiff mit Fenster in der Kirche St. Blasius


Die Fußgängerzone
Von St. Blasius aus schlendere ich über die Fußgängerzone in Richtung Norden. Wobei ich die kleinen Nebengassen zumeist sogar schöner finde als den breiten und vor allem gut besuchte Hauptweg. Und diese kleinen Gassen führen zu einer weiteren, etwas schmaleren Straße mit Geschäften, die parallel zum Hauptweg verläuft. Hier ist es viel ruhiger und die kleinen Läden sind nicht nur auf die Touristen zugeschnitten. Aber auch hier stehen jede Menge Fachwerkhäuser. Insgesamt sollen es über 700 sein, mit denen Hann. Münden zu einem ganz wichtigen Ort auf der Deutschen Fachwerkstraße zählt.

Die Fußgängerzone in Hann. Münden
Die Fußgängerzone in Hann. Münden

Die Fußgängerzone in Hann. Münden
Die Fußgängerzone in Hann. Münden

Die Fußgängerzone in Hann. Münden
Die Fußgängerzone in Hann. Münden


Das Sterbehaus des Doktor Eisenbarth
Das Sterbehaus des Doktor Eisenbarth

Schild in der Fußgängerzone
Schild in der Fußgängerzone


Die alte Werrabrücke
Schließlich erreiche ich die alte Werrabrücke. Und die ist durchaus etwas Besonderes. Bereits 1329 wurde sie erstmals als steinerne Brücke urkundlich erwähnt und gehört somit zu den ältesten Steinbrücken im Oberweser- und Werragebiet, die noch erhalten sind. Auch heute noch ist sie Teil des Straßennetzes in Hann. Münden und wird als Einbahnstraße genutzt. Viel schöner als darüber hinweg zu fahren finde ich allerdings den Blick auf die 105 Meter lange Brücke selbst. Gestützt auf fünf Pfeiler führt sie über den Fluss. Und auch die Aussichten von der Brücke können sich sehen lassen: Auf die Werra, das Welfenschloss und auch zurück auf die Stadt lohnt der Blick.

Blick auf die alte Werrabrücke
Blick auf die alte Werrabrücke

Blick von der alten Werrabrücke auf Hann. Münden
Blick von der alten Werrabrücke auf Hann. Münden

Aussicht auf die Werra
Aussicht auf die Werra

Blick von der alten Werrabrücke auf das Welfenschloss
Blick von der alten Werrabrücke auf das Welfenschloss


Das Welfenschloss
Von der alten Werrabrücke habe ich auch einen schönen Blick auf das Welfenschloss. Dieses wirklich sehr interessante Gebäude aus dem Jahre 1501 wird heute gleich vierfach genutzt: Als Stadtbücherei, Amtsgericht, Stadtarchiv und als Städtisches Museum. Das wäre mir auf jeden Fall einen Besuch wert gewesen, es hat aber am heutigem Dienstag leider geschlossen. So bleibt mir nur der Blick von außen.

Das Welfenschloss in Hann. Münden
Das Welfenschloss


Das Welfenschloss in Hann. Münden
Das Welfenschloss

Die Kirche St. Aegidien
Vom Welfenschloss aus folge ich nun der Straße in Richtung Süden und treffe an deren Ende auf die Kirche St. Aegidien. Und die ist gleich aus zwei Gründen einen Besuch wert. Zum einem befindet sich in einer Gruft im Chorraum das Grab des Doktor Eisenbarth. Sein Grabstein ist an der Nordseite der Kirche aufgestellt. Zum anderem wurde St. Aegidien im Jahre 2006 entwidmet, das heißt, sie wird nicht mehr als sakrales Gebäude genutzt. Grund war eine immer kleiner werdende Kirchengemeinde und damit einhergehend finanzielle Probleme. Aber die Kirche ist sozusagen „wiederauferstanden“. Denn nur zwei Jahre nach der Entweihung hat ein Privatmann die Kirche erworben. Nach einem Umbau wird sie nun als „Cafédrale“ genutzt, als Ort, in dem sowohl Glauben als auch Begegnung zusammentreffen.
Mehr zu diesem spannenden Projekt findest Du hier: www.st-aegidien-kirche.de

Kirche St. Aegidien in Hann. Münden
Kirche St. Aegidien

Kirche St. Aegidien in Hann. Münden
Kirche St. Aegidien

Grabsteine an der Nordseite der Kirche St. Aegidien in Hann. Münden
Grabsteine an der Nordseite

Grabstein des Doktor Eisenbarth an der Kirche St. Aegidien in Hann. Münden
Grabstein des Doktor Eisenbarth


Der Weserstein
Von St. Aegidien aus laufe ich einmal quer durch die Innenstadt. Ich folge der Hauptfußgängerzone, biege am Marktplatz mit dem Rathaus links ab und folge dem Weg, bis ich auf die Fulda treffe. Hier führt die Mühlenbrücke hinüber auf eine kleine Insel, „Untere Tanzwerder“ genannt. Darauf befinden sich sowohl mehrere Restaurants als auch ein großer Parkplatz, auf dem auch Wohnmobile parken können. Und am Ende, etwas versteckt unter einer mächtigen Kastanie, steht der Weserstein. 1899 wurde der 70 Zentner schwere Stein hier aufgestellt und ist heute zu einem der beliebtesten Ziele der Besucher von Hann. Münden geworden.

Nur ein paar Meter entfernt befindet sich die Anlegestelle des Ausflugsschiffes „MS Weserstein“. Dieses Schiff lädt ein zu Schiffsrundfahrten auf Fulda und Weser. Genau das wollte ich heute eigentlich auch machen, aber ohne Reservierung läuft hier nichts.
„Das Schiff ist komplett ausgebucht, nicht nur heute, auch in den nächsten Tagen“ erzählt mir der Mitarbeiter der Weserstein Touristik GmbH, der am Zugang zum Schiff die Fahrkarten kontrolliert. Schade, ich wäre sehr gerne mitgefahren. So bleibt mir leider nur ein kühles Getränk in der Strandbar „Ankerplatz“, die sich direkt am Schiffsanleger befindet.

Mühlenbrücke über die Fulda in Hann. Münden
Mühlenbrücke über die Fulda

Blick von der Mühlenbrücke auf Hann. Münden
Blick von der Mühlenbrücke auf Hann. Münden

Der Weserstein in Hann. Münden
Der Weserstein

An- und Ablegestelle des Ausflugsschiffes 'MS Weserstein' in Hann. Münden
An- und Ablegestelle des Ausflugsschiffes "MS Weserstein"

Es ist mittlerweile früher Nachmittag geworden und mein knurrender Magen macht mir klar, dass es höchste Zeit für eine kleine Stärkung ist. Möglichkeiten dafür gibt es gleich hier auf der „Unteren Tanzwerder“, aber ich gehe über die Mühlenbrücke zurück in die Altstadt. Dort setze ich mich in den Aussenbereich eines Restaurants unter einen Sonnenschirm in den Schatten und genieße, was ich mir auf der Speisenkarte ausgesucht habe. Danach bin ich bereit für eine kleine Wanderung, die mich raus aus der Stadt und hoch zu einem Aussichtspunkt führt, der „Tilly-Schanze“.


Die Tilly-Schanze
Von unten kann ich mein Ziel schon sehen. Um dorthin zu kommen, muss ich allerdings ein wenig laufen. Zunächst über die Fuldabrücke, dann überquere ich die Bundesstraße 3 und folge schließlich einem schmalen Fußweg den Wald hinauf. Ein wenig anstrengend ist das schon und als ich nach gut einer Viertelstunde oben angekommen bin, gönne ich mir zunächst in der Waldgaststätte eine kleine Belohnung in Form eines kühlen Getränkes. Hier in der Gaststätte bezahle ich auch den Eintritt für den Aussichtsturm, der sich keine zehn Meter weit entfernt befindet.
Kleiner Fun-Fact: Der Turm befindet sich noch in Niedersachsen, die Gaststätte dagegen schon in Hessen.

Im Turm führt eine Treppe nach oben und auf ungefähr halber Höhe befindet sich eine kleine Ausstellung. Gezeigt wird unter anderem ein Relief, das die Verteidigung der Stadt während des dreißigjährigen Krieg gegen die Truppen des Feldherrn Graf von Tilly darstellt. Ich folge der Treppe weiter nach oben und erreiche schließlich eine Aussichtsplattform, von der aus ich einen wirklich schönen Blick auf Hann. Münden und die Umgebung habe.

Blick von Hann. Münden hoch zur Tilly-Schanze
Blick von Hann. Münden hoch zur Tilly-Schanze

Aufstieg zur Tilly-Schanze
Aufstieg zur Tilly-Schanze

Im Gasthaus an der Tilly-Schanze
Belohnung :o)

Relief über die Verteidigung der Stadt
Relief über die Verteidigung der Stadt

Blick von der Tilly-Schanze auf Hann. Münden
Blick von der Tilly-Schanze auf Hann. Münden

Blick von der Tilly-Schanze auf Hann. Münden
Blick von der Tilly-Schanze auf Hann. Münden


Abschied von „einer der sieben schönst gelegenen Städte der Welt“
Ich gehe den Weg wieder hinunter zum Ort. Das war ein abwechslungsreicher Tag gewesen. Leider konnte ich nicht alle Sehenswürdigkeiten von Hann. Münden besuchen. So hätte ich mir gerne auch Dr. Wolfs Wunderkammer angesehen, ein „Museum für Geschichte(n), Kunst & Kurioses und dem Mythenatelier Forgotten Creatures“, wie es auf der Internetseite des Museums heißt. Aber auch das hat heute geschlossen. Und für die Wanderung zur sogenannten Weserliedanlage reicht die Zeit heute leider nicht. Von dort aus soll die Aussicht auf Hann. Münden ähnlich schön sein wie die von der Tilly-Schanze.

Aber auch so bin ich mit meinem Tag hier in Hann. Münden sehr zufrieden. Wer nun ebenfalls Lust hat, die Stadt zu besuchen, die laut Alexander von Humboldt „einer der sieben schönst gelegenen Städte der Welt“ sein soll, findet hier erste Informationen für seine Reise: hann.muenden-erlebnisregion.de



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