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Geschichten & Bilder aus der Kurve     

Motorradfahren im Weserbergland

1. Tag

Es ist noch früher Nachmittag, als ich meine Unterkunft in Hann. Münden erreiche. Schnell ist die kleine Ferienwohnung bezogen und ich überlege, wie ich den Rest des Tages nutzen könnte. Aber es ist klar: Das Wetter ist zu gut, um es nicht zum Motorradfahren zu nutzen. Also starte ich die Versys und fahre zu dem Punkt, der vermutlich der bekannteste von Hann. Münden ist: Dem Weserstein.

Der Weserstein in Hann. Münden
Der Weserstein in Hann. Münden

"Wo Werra sich und Fulda küssen
sie ihre Namen büssen müssen..."

Hier stand ich bereits vor einigen Jahren mal, damals allerdings mit dem Fahrrad. Hann. Münden war der Start unserer Weser-Radtour und wer mehr von dieser Tour wissen möchte, kann das HIER nachlesen.

Heute werfe ich nur einen kurzen Blick auf den Stein, dann setze ich mich wieder auf das Motorrad und fahre aus dem Ort hinaus.

Der Weg führt mich Richtung Norden. Die B80 ist zwar eine Bundesstraße, trotzdem lässt es sich hier gut fahren. Vor allem recht zügig und so komme ich gut voran.

Bald erreiche ich den Ort Reinhardshagen, wo ich rechts abbiege und dem Weg zur Weser folge. Hier führt eine kleine Fähre hinüber auf die andere Seite. Der Fluss ist noch recht schmal, die kleine Fähre braucht keine zwei Minuten, um drüben in Hemeln anzulegen. Immerhin reicht die Zeit, dass der Fährmann 1,50 Euro von mir kassieren kann. Und mir dabei glaubhaft versichert, dass ihm dieser Job nicht nur bei so schönem Wetter wie heute Spaß macht.

Mit der kleinen Weserfähre von Reinhardshagen nach Hemeln
Mit der kleinen Weserfähre von Reinhardshagen nach Hemeln

Mit der kleinen Weserfähre von Reinhardshagen nach Hemeln
Mit der kleinen Weserfähre von Reinhardshagen nach Hemeln

Nun folge ich der Straße Richtung Norden. Die Weser ist fast ständig auf der linken Seite zu sehen, als ich auf meinem Weg von Hemeln zunächst durch den Ort Glashütte fahre und bald darauf Bursfelde erreiche. Gleich am Ortseingang biege ich rechts ab und folge nun einer schmalen, kurvenreichen Straße. Kurz vor Dransfeld biege ich links ab und folge dem Weg Richtung Adelebsen, wo ich mich wieder links halte und nun einfach nur der kurven- und abwechslungsreichen Strecke folge.

Schöne Aussicht
Immer wieder schöne Aussichten

In Lippoldsberg treffe ich wieder auf die Weser. Hier würde ich gerne eine Pause machen, finde aber bei der Ortsdurchfahrt leider nichts, wo ich etwas zu trinken bekommen könnte. Also fahre ich weiter bis Gieselwerder. Und hier, auf der rechten Seite kurz hinter der Weserbrücke, liegt ein großer Biergarten. Ich finde einen Parkplatz direkt nebenan und setze mich an einem freien Tisch. Der Biergarten entpuppt sich als griechisches Restaurant. Kuchen bekomme ich hier also leider nicht, aber einen Cappuccino. Und den lasse ich mir in Ruhe schmecken.

Von Gieselwerder aus folge ich der Straße entlang der Weser bis nach Bad Karlshafen. Mitten in dem kleinem Ort zweigt eine schmale Straße rechts ab und führt stetig bergauf. Nach wenigen Kilometern ist links ein kleiner Parkplatz. Hier stelle ich die Versys ab und mache mich auf zu einem kleinen Fußmarsch. Drei, vier Minuten dauert es, dann stehe ich am "Weser-Sky-Walk". Und genieße die Aussicht hinunter auf den Fluss.

Der Weser-Sky-Walk bei Bad Karlshafen
Der Weser-Sky-Walk bei Bad Karlshafen

Aussicht vom Weser-Sky-Walk Richtung Bad Karlshafen
Aussicht vom Weser-Sky-Walk Richtung Bad Karlshafen

Aussicht vom Weser-Sky-Walk Richtung Würgassen
Aussicht vom Weser-Sky-Walk Richtung Würgassen

Aussicht vom Weser-Sky-Walk
Aussicht vom Weser-Sky-Walk

Der Ausblick ist wirklich grandios. Von dieser im Jahre 2011 errichteten Aussichtsplattform hat man aus 80 Metern Höhe eine schöne Aussicht auf die Weser, auf Bad Karlshafen auf der linken und Würgassen auf der rechten Seite. (Positiv) Überrascht bin ich, dass diese Attraktion keinen Eintritt kostet und dass hier kaum etwas los aus. So genieße ich die Aussicht fast allein.

Es wird Zeit für den Rückweg. Den fahre ich über das eben noch von oben bewunderte Würgassen, folge dem Weg über Trendelburg, bis ich in Reinhardshagen wieder auf die B80 und die Weser treffe. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis Hann. Münden. Und hier mache ich einen kleinen Umweg durch die Stadt und fahre über die alte Werrabrücke. Die wurde bereits 1329 erstmals urkundlich erwähnt und gilt heute als eine der ältesten erhaltenen Steinbrücken in dieser Region. Und der Ausblick von der Brücke kann sich auf jeden Fall sehen lassen.

Hann. Münden, Blick von der alten Werrabrücke auf die Werra
Hann. Münden, Blick von der alten Werrabrücke auf die Werra

Hann. Münden, Blick von der alten Werrabrücke auf die Werra und das Welfenschloss
Hann. Münden, Blick von der alten Werrabrücke auf die Werra und das Welfenschloss

Es wird Zeit für mich, zu meiner Unterkunft zu fahren. Diese Nachmittagstour hat Spaß gemacht und Vorfreude geweckt auf die nächsten beiden Tage. Da habe ich hier nämlich jeweils den ganzen Tag Zeit zum Motorradfahren hier im Weserbergland.


2. Tag

Auch heute starte ich wieder in Hann. Münden. Und auch heute spielt das Wetter mit. Es ist sonnig, nicht zu warm, einfach ideal zum Motorrad fahren. Und so lenkte ich meine Versys gut gelaunt in südlicher Richtung, folge dabei ein Stück der Fulda, bis ich mich von ihr verabschiede und dem Weg Richtung Lutterberg und weiter bis Staufenberg folge. Hier steht die Burgruine Sichelstein, für die ich einen kurzen Stopp einlege. In den Sommermonaten finden hier regelmäßig Konzerte und Theateraufführungen statt, heute Morgen ist es aber sehr ruhig hier. Meine Motorrad parke ich direkt vor einem Stein, auf dem die Geschichte der Riesen von Sichelnstein in Kurzform erzählt wird.

Pause in Staufenberg
Pause in Staufenberg

Steinerne Geschichte
Steinerne Geschichte

Burgruine Sichelstein
Burgruine Sichelstein

Von Staufenberg aus will ich nun kleinen Straßen folgen, aber zunächst hält die B496 noch mehrere Serpentinen für mich bereit. Die bringen mich mehr und mehr nach oben bis auf die Lutterberger Höhe und machen richtig Spaß. Oben angekommen, wechsle ich nun aber wirklich auf kleinere Wege und schlage mich so über Nieste und Kleinalmerode durch bis Witzenhausen. Einen kurzen Stopp mache ich dort am Diebesturm, dem ehemaligen Gefangenenturm der Stadt. Die Aussicht von dort oben soll sehr schön sein, aktuell ist er aber leider geschlossen. Schade, so muss ich mich mit der Ansicht von außen begnügen.

Der Diebesturm in Witzenhausen
Der Diebesturm in Witzenhausen

Ich folge nun der B451 Richtung Süden. Vorbei an kleine Ortschaften wie Hundelshausen und Großalmerode erreiche ich Helsa. Hier biege ich links ab auf die L3400 Richtung Friedrichsbrück, dort halte ich mich rechts bis Hess. Lichtenau, wo ich Richtung Spangenberg abbiege. Es sind zumeist kleine Straßen, die ich fahre und die sich recht abwechslungsreich durch die Landschaft schlängeln.

Auf kleinen Straßen durch das Weserbergland
Auf kleinen Straßen durch das Weserbergland

Über die L3227 erreiche ich Waldkappel, von wo aus ich mich hinaufschraube bis auf den Hohen Meißner, der von ganz oben, von der Kasseler Kuppe, aus über 750 Metern eine schöne Weitsicht bietet. Ich befinde mich im „Frau Holle Land“, einem Naturpark, der Bezug auf die bekannten Erzählungen der Gebrüder Grimm nimmt.

Aussicht vom Hohen Meißner
Aussicht vom Hohen Meißner

Unterwegs im 'Frau Holle Land'
Unterwegs im "Frau Holle Land"

Von hier an geht es bergab. Und das durch viel Wald mit noch mehr Kurven. Die Straße bringt mich in weiten Schwüngen talwärts Richtung Norden und macht richtig Spaß. In Kammerbach lege ich einen Tankstopp ein, bevor ich mich wieder in das Kurvengewimmel stürze.

Kurvige Aussichten
Kurvige Aussichten

Kurz begleitet mich die Werra, bis ich ab Werleshausen der Ausschilderung zur Burgruine Hanstein folge. Die befindet sich auf Thüringischen Gebiet und soll eine der schönsten Burgruinen Mitteldeutschlands sein. Die Lage an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze nutzen die DDR-Grenztruppen, um hier während des kalten Krieges einen Beobachtungsposten einzusetzen. Heute kümmert sich unter anderem ein Heimatverein um den Erhalt.

Burgruine Hanstein
Burgruine Hanstein

Mein Weg führt mich nun von der Burgruine Hanstein zu einem vollständig erhaltenen Schloss. Über Hebenshausen, Marzhausen und Hermannrode erreiche ich Schloss Berlepsch. Und das sieht von außen schon mal richtig gut aus.

Schloss Berlepsch
Schloss Berlepsch

Ich hatte gelesen, dass heute eine Führung angeboten wird, an der man ohne Anmeldung teilnehmen kann. Also parke ich die Versys und mache mich auf dem Weg hinauf zum Schloss. Auch aus der Nähe macht das Gebäude einen imposanten Eindruck. Und sogar um die Kinder wird sich hier rührend gekümmert  :o)

Schloss Berlepsch
Schloss Berlepsch

Kinderbetreuung auf Schloss Berlepsch
Kinderbetreuung auf Schloss Berlepsch

Mit mir sind es vier Interessierte, die sich heute zu einer Führung zusammengefunden haben. Wir starten im Innenhoff des Schlosses und erkunden zunächst den Außenbereich und die schlosseigenen Kapelle aus dem 19. Jahrhundert. Dort befindet sich auch ein kleiner Friedhof, auf dem die Burgherren der letzten Generationen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Die Schlosseigene Kapelle von Schloss Berlepsch
Die Schlosseigene Kapelle von Schloss Berlepsch

Die Schlosseigene Kapelle von Schloss Berlepsch
Die schlosseigene Kapelle von Schloss Berlepsch

Danach gehen wir zurück zum Schloss und steigen über die verschiedenen Etagen immer weiter nach oben. Dabei besichtigen wir unterschiedliche Räume und erfahren allerlei Interessantes über die Geschichte und den Bewohnern. Zum Schluss steigen wir dem Schloss im wahrsten Sinne des Wortes auf das Dach. Über eine Außentreppe erreichen wir eine kleine Plattform, von der aus wir eine sehr schöne Aussicht auf das Umland haben.

Besichtigung von Schloss Berlepsch
Besichtigung von Schloss Berlepsch

Besichtigung von Schloss Berlepsch
Besichtigung von Schloss Berlepsch

Besichtigung von Schloss Berlepsch
Besichtigung von Schloss Berlepsch

Blick von der Aussichtsplattform
Blick von der Aussichtsplattform

Nach dieser kurzweiligen und interessanten Führung setze ich mich auf meine Versys und fahre zurück Richtung Hann. Münden. Ab Gertenbach ist die Werra wieder meine Begleiterin und ich folge ihr und ihren Schwüngen, bis ich die Drei-Flüsse-Stadt Hann. Münden erreiche.


3. Tag

Heute führt mich meine Tour von Hann. Münden aus in nördlicher Richtung. Ich folge der Ausschilderung Richtung "Lippoldsberg" bis nach Hemeln. Dort biege ich rechts ab nach Dransfeld.

Frühmorgens unterwegs auf leeren Landstrassen
Frühmorgens unterwegs auf leeren Landstrassen

Zunächst führt die Straße noch durch Felder, aber dann bin ich mittendrin im Bramwald. Und damit im Kurvenparadies. Nur die noch recht tief stehende Morgensonne lässt manche Kurve zum Blindflug werden, erhöhte Vorsicht ist an diesen Stellen geboten. Trotzdem ist die Fahrt hier entlang ein Genuss und ein wenig traurig bin ich schon, als ich schließlich Bursfelde und sein gleichnamiges Kloster erreiche.

Kloster Bursfelde
Kloster Bursfelde

Kloster Bursfelde
Kloster Bursfelde

Ab hier fahre ich an der Weser entlang. Die Straße bietet jetzt mehr Aussichten als Kurven und so cruise ich gemütlich dahin. Ich passiere Oedelsheim, wo die Geschichte vom gestiefelten Kater spielt. Weiter geht es bis Lippoldsberg, wo ich zunächst die fast tausendjährige Klosterkirche von außen bewunderte, bevor ich mich von der Gierseilfähre hinüber auf das andere Weserufer bringen lasse.

Klosterkirche Lippoldsberg
Klosterkirche Lippoldsberg

Mit der Gierseilfähre über die Weser
Mit der Gierseilfähre über die Weser

Nun folge ich der Ausschilderung bis nach Bad Karlshafen. Den Abzweig zum Weser-Skywalk ignoriere ich, denn dort war ich ja bereits vor zwei Tagen. Stattdessen zieht es mich weiter über Lauenburg bis nach Schloss Fürstenberg und seiner Porzellanmanufaktur. In der Besucherwerkstatt erfahre ich viel Interessantes über die Herstellung des Porzellans, beim anschließenden Rundgang durch das Museum gibt es eine Menge zu sehen.
Extra-Tipp: Unbedingt in der dritten Etage die Besucherwerkstatt besuchen. Die Infos, die der dortige Mitarbeiter rund um das Thema Porzellan verrät, sind wirklich sehr kurzweilig und informativ.

Porzellanmanufaktur Fürstenberg
Porzellanmanufaktur Fürstenberg

Porzellanmanufaktur Fürstenberg
Porzellanmanufaktur Fürstenberg

Ausstellung in der Porzellanmanufaktur Fürstenberg
Ausstellung in der Porzellanmanufaktur Fürstenberg

Ausstellung in der Porzellanmanufaktur Fürstenberg
Ausstellung in der Porzellanmanufaktur Fürstenberg

Von Fürstenberg ist es fast nur ein Katzensprung bis Höxter und zum dortigen Kloster Corvey. In dem ehemaligen Benediktinerabtei habe ich vor einigen Jahren bereits einen Rundgang gemacht, daher begnüge ich mich heute mit dem Blick von außen sowie einer kleinen Stärkung im Klostercafé.

Eingang zum Kloster Corvey
Eingang zum Kloster Corvey

Eingang zum Kloster Corvey
Eingang zum Kloster Corvey

Garten vom Kloster Corvey
Garten vom Kloster Corvey

Corvey ist der nördlichste Punkt auf meiner heutigen Tour. Die Nase der Versys zeigt ab jetzt Richtung Süden. Durch kleine Orte wie Blankenau und Beverungen, Haarbrück und Helmarshausen führt mich die Fahrt. Schilder zeigen an, dass ich mich nun auf der deutschen Märchestraße befinde.

Unterwegs auf der deutschen Märchestraße
Unterwegs auf der deutschen Märchestraße

Schöne Aussichten auf der deutschen Märchestraße
Schöne Aussichten auf der deutschen Märchestraße

Die Trendelburg mit ihrem Rapunzel-Turm sehe ich mir nur von außen an. Dann fahre ich weiter zur Sababurg. Hier würde ich gerne eine Besichtigung machen, aber das Schloss ist wegen Renovierung und Modernisierung leider geschlossen. So bleibt mir auch hier nur der Blick von außen auf das Schloss, in dem die Gebrüder Grimm das Märchen von Dornröschen angesiedelt haben.
Schade, hätte ich das gewusst, hätte ich einen längeren Stopp an der Trendelburg gemacht.

Rapunzel-Turm der Trendelburg
Rapunzel-Turm der Trendelburg

Die Sababurg, das Dornröschen-Schloss
Die Sababurg, das Dornröschen-Schloss

Da es hier nichts zu gucken gibt fahre ich weiter. Und bin über Veckershagen bald darauf wieder in Hann. Münden, den Startpunkt meiner Tour.

Etwas mehr als 160 Kilometer bin ich gefahren und ich lasse den Tag mit einem leckeren Essen in Hann. Münden ausklingen.


Mein Fazit

Das hat Spaß gemacht. Das Weserbergland ist hier rund um Hann. Münden ein wunderbares Motorradrevier. Auffällig ist, dass die Straßen innerorts häufig ein einziger Flickenteppich und entsprechend schlecht zu fahren sind. Außerorts aber ist der Asphalt überwiegend gut in Schuss und das fahren insbesondere abseits der Bundesstraßen macht wirklich großen Spaß. Dazu kommen jede Menge Möglichkeiten zu Besichtigungen, nicht nur Burgen und Schlösser. Alles in allem eine interessante Region, in der ich bestimmt nicht zum letzten Mal war.



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